Duisburg zur Bronzezeit.

Die Bronzezeit...

Die Bronzezeit in Duisburg

von Claus Weber

Bronzezeitliche Funde aus Duisburg stammen in den meisten Fällen aus Gräbern, während Funde aus Siedlungen, Deponierungen und Einzelfunde kaum bekannt sind. Daher müssen viele Fragen nach der Siedlungsstruktur und nach chronologischen Unterteilungen offen bleiben. Lediglich aus dem Duisburger Material heraus kann eine Datierung der Funde nicht erfolgen.

Es müssen die angrenzenden Gebiete zum Vergleich herangezogen werden. Dabei zeigt sich, dass der Raum im Einflussbereich des Mittelrheins und westlich anschließender Gruppen lag, jedoch auch Einflüsse aus dem nordischen Kreis und den süddeutschen Kulturgruppen sind spürbar.

Es lassen sich drei Zeitstufen unterscheiden, deren Bezeichnungen und Datierungen aus besser untersuchten Gegenden übernommen werden.  Noch in neolithischer Tradition steht die Frühbronzezeit — nur drei Fundstellen sind bekannt — in der ersten Hälfte des 2. Jahrtausends v. Chr.

Es folgt wohl in der Mitte des 2. Jahrtausends v. Chr. die mittlere Bronzezeit, durch Grabfunde aus dem Gräberfeld in Wedau belegt. Erst mit der Urnenfelderzeit, ab der Stufe Hallstatt A, am Ende des 2. Jahrtausends v. Chr. kommt es zu eigenständigen niederrheinischen Entwicklungen unter dem Einfluss der mittelrheinischen und süddeutschen Urnenfeldergruppen.

Die Fundstellen im Duisburger Stadtgebiet (vgl. Abb. 5) sind sehr unterschiedlich verteilt, so dass von einer charakteristischen bronzezeitlichen Siedlungssituation nicht gesprochen werden kann.

Verbreitungskarte bronze- und eisenzeitlicher Fundstellen im Stadtbereich Duisburg.
Abb. 5 Verbreitungskarte bronze- und eisenzeitlicher Fundstellen im Stadtbereich Duisburg. (G. Krause, U. Schoenfelder, c. Weber, Zeichnung: B. Wagner

Neben natürlichen Ursachen wie den ständigen Veränderungen des Rheinlaufes sind es die großen Umwandlungen der Landschaft im Zuge der Industrialisierung im 19. und 20. Jahrhundert, die Einfluss auf das Siedlungsbild nehmen. Daher erscheinen große Gebiete fundleer, während andere wie der Duisburger Süden durch intensive Erforschung annähernd ein Bild der historischen Situation vermitteln.

Der bedeutendste Fund der Frühbronzezeit Duisburgs ist ein Dolch, ein Flussfund aus dem Rhein, der schon im vorigen Jahrhundert ins germanische Nationalmuseum nach Nürnberg gelangte. Der einfache Dolch mit runder Griffplatte, drei in Dreieckform angeordneten Nieten und einer starken Mittelrippe besteht zu 99 Prozent aus Kupfer.

Seiner Form nach kann der Fund der Stufe Bronzezeit A zugeordnet werden. Solche Funde belegen den Beginn einer Entwicklung, die von der einfachen Bearbeitung von unlegiertem Kupfer zur komplizierten Technik von Legierungen, Guss und Endbehandlung von Bronze führte.

Noch in neolithischer Tradition steht eine kleine, noch 9 cm lange Axt aus Duisburg-Serm aus graugrünem Felsgestein. Es handelt sich um einen Einzelfund.

Aus der eisenzeitlichen Siedlung auf dem Dachsberg in Duisburg-Baerl wurde eine frühbronzezeitliche Scherbe bekannt, die auf Reste einer Siedlung deutet. Diese Keramik steht in direkter Nachfolge becherzeitlicher Keramik, wie sie mehrfach am Niederrhein nachgewiesen werden konnte.

Aus der mittleren Bronzezeit sind verhältnismäßig wenige Funde überliefert. Dies liegt neben der ursprünglichen dünnen Besiedlung auch an der Art der Keramik. Sie unterscheidet sich nur wenig vom endneolithisch/frühbronzezeitlichen Material und wird daher in vielen Fundkomplexen nicht erkannt. Es handelt sich um grob mit Quarz gemagerten Amphoren, Vorratsgefäße, Schüsseln und Schalen.

In der großen Nekropole von Wedau ließen sich in wenigen Hügeln Bestattungen mit solchen Gefässen nachweisen, die anzeigen, dass der Beginn der Belegung wie auch in anderen Nekropolen am Niederrhein in der mittleren Bronzezeit liegt.

Bislang sind keine weiteren Funde dieser Epoche aus Duisburg bekannt. Mit einer dichteren Besiedlung muss jedoch gerechnet werden, wie vergleiche mit umliegenden Gebieten andeuten.

Die Urnenfelderzeit ist gekennzeichnet durch eine verhältnismäßig plötzliche Ausweitung des Fundmaterials und der Fundstellen. Alleine 22 Fundorte erbrachten Material dieser Epoche. Die Ursache dieser Entwicklung ist wohl in einer deutlichen Verbesserung des Klimas zu suchen, die günstigere Versorgungsmöglichkeiten für eine größere Bevölkerung bot. Außerdem boten sich durch den Kontakt zur Urnenfelderkultur mit ihren weitreichenden Handelsbeziehungen neue Absatzmärkte für die lokal hergestellten Waren. 

Für den Niederrhein ist der Tausch von Naturalien gegen Bronze anzunehmen. Wie am Fundort nachzuweisen ist, lag der Niederrhein im Schnittpunkt verschiedener Einflusszonen, darunter dem nordischen Kreis, dem Urnenfelderkreis und den westlichen, spätbronzezeitlichen Gruppen. Damit sind auch die Handelswege angedeutet, die den Niederrhein und Duisburg berührten.

Verkehrswege wie der Rhein und der spätere Hellweg sind wohl schon in der Urnenfelderzeit benutzt worden. Bei den 22 Fundstellen Duisburgs handelt es sich um elf Gräber, vier Siedlungen, eine Deponierung sowie sechs Einzelfunde (vgl. Abb. 5).

Zu den Siedlungsfunden gehören drei Fundstellen, die in unmittelbarem Zusammenhang mit den Gräberfeldern in der Wedau stehen. Eine Ausgrabung am Forsthausweg erbrachte unter neuzeitlichen Schichten noch Hinweise auf eine spätbronzezeitliche und früheisenzeitliche Besiedlung, jedoch fanden sich keine Gruben oder Hausreste.

Von Auflesungen sind Siedlungsreste aus dem Bereich des Amateurschwimmbades bekannt, und vor dem Zweiten Weltkrieg konnte zwischen dem heutigen Wambach- und dem Bollertsee eine Siedlung angeschnitten werden, die ebenfalls in der Spätbronzezeit beginnt. Hier fanden sich neben Keramikscherben Spinnwirtel und Fragmente von Webgewichten aus Ton. Offenbar lagen hier Siedlungen verschiedener Zeitstufen neben- und übereinander.

Wie von anderen Fundorten am Niederrhein bekannt, lagen die Siedlungen an den Rändern der Flussniederungen von Rhein, Ruhr, Lippe, Emscher oder in unmittelbarer Nähe zu kleineren Wasserläufen. Davon abgesetzt fanden sich die Nekropolen, meist auf den landwirtschaftlich schlechter nutzbaren Höhen der Niederterrasse, wo sich teilweise ausgedehnte Dünenfelder erstrecken.

Gleiches dürfte auch für das Duisburger Stadtgebiet gelten. Das Fehlen weiterer Siedlungen geht auf die für die Erhaltung vorgeschichtlicher Funde ungünstigen modernen Aktivitäten zurück. Doch müssen für die übrigen Gräberfelder ebenfalls nahegelegene Siedlungen angenommen werden.

Bei den jüngeren Grabungen in Duisburg-Huckingen konnte neben eisenzeitlichen und mittelalterlichen Befunden auch eine sogenannte Vasenkopfnadel geborgen werden, wie sie in Siedlungskomplexen vorkommt. Die Fundlage nahe des Angerbaches deutet auf einen solchen Zusammenhang.

Der Depotfund von Wedau wurde bei der Anlage der Regattabahn 1931 unter einem dreieckigen Stein gefunden. Vom Niederrhein sind insgesamt nur zwei eindeutige Depotfunde bekannt. In Wedau lagen insgesamt zwei Tüllenbeile und vier Spiralarmreife aus der Stufe Hallstatt B zusammen. Der fragmentierte Zustand einiger Bronzen lässt ein Handwerkerdepot vermuten, in dem Bronze gesammelt wurden, um sie später einzuschmelzen. Andere Ursachen wie rituelle Niederlegung sind jedoch nicht auszuschließen.

Die übrigen Einzelfunde sind drei Bronzen sowie Keramikfunde. Der Fund eines Tüllenbeiles ist aus dem Duisburger Stadtwald vom sogenannten Heiligen Brunnen bekannt (Abb. 8). die Fundstelle liegt auf der höchsten stelle des Stadtwaldes, an der sich eine Quelle befindet. Es handelt sich um ein nordeuropäisches Tüllenbeil mit glockenförmig abgesetzten Breitseiten und profiliertem Tüllenmund. Parallelen dazu finden sich in Holland und im Ems-Hase-Gebiet. Ob hier von einer kultischen Deponierung gesprochen werden kann, muss wegen des Fehlens weiterer Befunde offenbleiben.

Aus dem Rhein bei Rheinhausen stammt ein weiteres Tüllenbeil der Stufe Hallstatt B, einer der vielen Flussfunde, wie sie zahlreich vom Niederrhein bekannt sind. Nahe dem schon beschriebenen Depot in Wedau fand sich noch eine einzelne kurze Lanzenspitze mit kräftiger Tülle.

Einige weitere Fundstellen mit urnenfeldzeitlicher Keramik aus Duisburg-Walsum und Duisburg-Ungelsheim belegen eine deutlich verdichtete Besiedlung gegenüber der mittleren Bronzezeit. Bei den meisten Stellen wurden auch Objekte der folgenden Eisenzeit gefunden.

Tüllenbeil der späten Bronzezeit aus Duisburg
Abb. 8 Tüllenbeil der späten Bronzezeit vom "Heiligen Brunnen".

Literatur

K. Kibbert, Die Äxte und Beile im mittleren Westdeutschland II, Prähistorische Bronzefunde IX, 13 (1984) – G. Krause, Ausgr. Rheinland ’77, 1978, 77ff. – Ders. u. a. , Mit dem Spaten in die Vergangenheit des Duisburger Südens (1979) – Ders., Die vor- und frühgeschichtliche Besiedlung von Duisburg-Ehingen, unter Mitarbeit von K. -J. Schmitt, in: G. krause (Hrsg.), Vor- und Frühgeschichte des unteren Niederrheins, 1982, 91 ff. – Ders. , Bonner Jahrb. 183, 1983, 619 – A. Marschall, K.

J. Narr, R. von Uslar, Die vor- und frühgeschichtliche Besiedlung des Bergischen Landes, Bonner Jahrbücher Beihefte, Bd 3, 1954- u. Schoenfelder, Untersuchungen an Gräberfeldern der Endbronze- und beginnenden Eisenzeit am unteren Niederrhein (ungedruckte Dissertation 1989) – R. Stampfuß, Mannus 29, 1937, 346ff.-

G. Sudholz, Die ältere Bronzezeit zwischen Niederrhein und Mittelweser (1964) 120 Nr. 434 – F. Tischler, Handwerk und Kunst am Niederrhein von der Vorgeschichte bis ins Mittelalter (1943) – G. Tromnau, Arch. Rheinland 1987 (1988) 108 (Fundbericht).