Ruhrort, die Stadt an Rhein und Ruhr...
"Ruhrort einst und heute"
zusammengestellt von Günter Krause, Duisburg
Zu den Anfängen Ruhrorts
Bis ins 10. Jahrhundert lag Duisburg am Zusammenfluss von Rhein und Ruhr. Nördlich der Stadt umfloss der Rhein eine Flussinsel, die „Homberger Werth“ (Werth = Flussinsel) genannt wurde. Sie lag an der linken Rheinseite (Abb. 1).
Noch vor dem Ende des 10. Jahrhunderts schuf sich der Rhein rund vier Kilometer westlich der Stadt bei Essenberg ein neues Bett. Die Ruhr nahm ihren Lauf in dem alten Rheinbett und umfloss den „Homberger Werth“, der seinen Namen in Ruhrort = Ruhrspitze änderte und diesen Namen behielt, auch nachdem es nicht mehr von der Ruhr umflossen wurde (Abb. 2). Seitdem lag er auf der rechten Rheinseite.
Duisburg, das bis dahin den Hauptstrom des Rheines und die Ruhrmündung beherrscht hatte und den einzigen günstigen Rheinübergang in großem Umkreis besaß, verlor durch die Rheinverlagerung diese Position. Es lag aber noch bis ins 14. Jahrhundert an einem Rheinarm, so dass es als wichtiger Hafenort am Ausgang des Hellwegs weiterbestand. Doch der Rheinarm verlandete offensichtlich im Laufe des 14. Jahrhunderts.
Duisburg wurde damit über viele Jahrhunderte von seinen Lebensadern Rhein und Ruhr abgeschnitten und zu einer Ackerbürgerstadt (Abb. 3). Sie erholte sich erst im 19. Jahrhundert, als man mit Dampfkraft den Rhein und die Ruhr wieder in ihr altes Bett vor der Stadt zwingen konnte. Nur so kam sie zu neuem Wachstum und neuer Blüte.
Wachstum und neuer Blüte
In diesem größeren Zusammenhang ist der Aufschwung und die lange eigenständige Entwicklung Ruhrorts als Hafen- und Handelsort zu sehen. Sie endete erst mit der Eingemeindung nach Duisburg 1905. Damals zählte es 12407 Einwohner, 1700 waren es gerade 500 Einwohner gewesen, die 96 Wohnhäuser besaßen. Der Homberger Werth gehörte zur Grafschaft Moers und war dem linksrheinischen Kirch-spiel Halen angeschlossen.
Auch nach seinem Wechsel auf die rechte Rheinseite, nach dem Rheindurchbruch bei Essenberg noch vor 1000, blieb dieses so. Es macht deutlich, dass die Anfänge der Grafschaft Moers bis in das 10. Jahrhundert zurückreichen und die damaligen Grenzen weiter bestanden. Die Grenze der Grafschaft Moers folgte nämlich dem alten Rheinlauf des 10. Jahrhunderts und bildete einen Zipfel auf rechtsrheinischem Gebiet, „Moerser Grinden“ genannt, auf dem Ruhrort liegt (Abb. 4).
Man nahm bisher an, dass hier auf dem Homberger Werth bereits um 1300 eine Ansiedlung von Fischern und Schiffern bestanden hat und begründete das mit der Rheinverlagerung, die man viel zu spät, nämlich um 1200 ansetzte. Da die Rheinverlagerung aber rund 200 Jahre früher eintrat, könnte auch das älteste Ruhrort viel weiter zurückgereicht haben.
Die Zollstätte als Ausgangspunkt des Hafen- und Handelsortes Ruhrort
Am 28. April 1371 gestattete Kaiser Karl IV. dem Grafen Johann von Moers, auf dem Homberger Werth eine Zollstätte zu errichten, zu der ein Freistuhl, das heißt die Gerichtsbarkeit gehörte. Bereits nach einem Jahre gaben Graf Johann und sein Neffe Friedrich von Moers das Homberger Werth mit allen zugehörigen Rechten gegen Zahlung eines jährlichen Erbzinses von 50 alten Gulden an den Grafen Engelbert von der Mark ab.
So wurde es der rechtsrheinischen Grafschaft Mark zugeordnet. Der Ort Ruhrort selbst wurde zum ersten Male 1379 erwähnt. Graf Engelbert erbaute dort von 1372 – 1380 das Haus Ruhrort zum Schutze der Zollstätte. Nach dem Tode des Grafen Engelbert von der Mark erbte dessen Neffe, der Graf und spätere Herzog Adolph II. von Kleve dessen Besitz, so dass es zur Vereinigung der Grafschaften Kleve und Mark kam.
Er begann alsbald mit dem Ausbau des Hauses Ruhrort zu einem Schloß nach dem Vorbild der Klever Schwanenburg. Dieses Schloß erhielt die Bezeichnung „Kasteel“. In seinem Schutze entstand Ruhrort, das gegen die Zollbefreiung auf dem Rhein 1437 sich verpflichtete, den Ort zu befestigen. Das Stadtrecht wurde jedoch Ruhrort nicht verliehen, da die Befestigung nicht ausreichend war.
Erst 1551 ist es zuerst als Stadt erwähnt. Seit dem Ende 15. Jahrhunderts durften die Gottesdienste in Ruhrort abgehalten werden, was alsbald zum Bau einer eigenen Kirche auf dem Ruhrorter Marktplatz führte. 1551 schloss sich die Ruhrorter Gemeinde dem protestantischen Bekenntnis an. Den kriegerischen Ereignissen in der Folge der Reformation mit Besetzungen durch Niederländer, Spanier (Abb. 5), Schweden und Brandenburger usw. konnte sich auch Ruhrort nicht entziehen.
Anfang des 17. Jahrhunderts ging das Gebiet des Herzogtums Kleve-Mark an Brandenburg. 1636 wurde vom Brandenburger Kurfürsten das Ruhrorter Kasteel bis auf die Reste zweier Türme abgebrochen.
Der Bau des ersten Hafens und seine Bedeutung für Ruhrorts weitere Entwicklung
Schon im Mittelalter war Ruhrort ein Schifffahrts- und Hafenort, obwohl es keinen gesicherten Hafen besaß und Schiffe im Rhein und der Ruhr ankern mussten (Abb.5-6).
Erst 1716 wurde in einer alten Ruhrschlinge ein erster Hafen von etwa 250 Metern Länge und 20 Metern Breite bei einer Tiefe von 1,50 m gebaut (Abb. 7). Dieser erste Hafen musste immer wieder von Schlamm befreit und an der Uferböschung zur Stadt befestigt werden. Erst 1820 kam es zur ersten Hafenerweiterung (Abb. 8), der weitere folgten (Abb. 10-11).
Die Hafeneinrichtung stand im Zusammenhang mit der in der Grafschaft Mark gewonnenen Kohle. Sie wurde mit Fuhrwerken aus dem Raum Witten/Hagen nach Mülheim gebracht und von dort mit Ruhraaken mit einer Tragfähigkeit von 5-10 Tonnen über den Rhein nach Kleve.
Da der Rhein Anfang des 18. Jahrhunderts z. T. schon mit Schiffen von 100 bis 200 Tonnen Last befahren werden konnte, erschien es wirtschaftlicher, die Kohle in Ruhrort in größere Schiffe umzuladen. Dafür war der Hafen Voraussetzung. Der Ausbau des Hafens führte zu einem kontinuierlichen Aufschwung Ruhrorts, der sich in mehreren Stadterweiterungen zeigte (Abb. 7-8).
Die erste gehört in die Jahre 1754/56, die zweite in das Jahr 1782. Ab 1825 wurde von der preußischen Regierung mit der Planung einer Stadterweiterung begonnen, die in den folgenden Jahrzehnten ausgeführt wurde (Abb. 7-8). Damit war der bebaubare Raum erschöpft.
Im Norden grenzte es an die Werke der Schwerindustrie, im Osten lagen die Hafenanlagen und im Westen und Süden Rhein und Ruhr.
Literatur: OortsZeit. Stadtentwicklung in Duisburg-Ruhrort. Edition Haniel 1999 mit weiteren Verweisen.