Fränkische Funde im Duisburger Stadtgebiet

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Fränkische Funde im Duisburger Stadtgebiet

von Günter Krause, Duisburg

Die siedlungsgeographisch günstige Lage im Ruhrmündungsgebiet hat auch in fränkischer Zeit zu einer intensiven Besiedlung geführt. Hiervon zeugen zahlreiche Friedhöfe westlich und östlich des Rheines im heutigen Stadtgebiet (Abb. 13). Sie wurden fast alle bei Bauarbeiten angeschnitten. Keiner ist annähernd vollständig untersucht worden. Die meisten sind heute zerstört.

Die ältesten wohl eindeutig fränkischen Funde, wahrscheinlich aus zerstörten Gräbern, stammen aus Duisburg-Serm, gegenüber Krefeld-Gellep gelegen, und gehören noch ins 4. Jahrhundert n. Chr. Eine durchgehende Siedlungskontinuität seit dieser Zeit ist anzunehmen, aber an den Funden nicht sicher nachzuweisen. In Duisburg-Ehingen endet die kaiserzeitliche Siedlung vor der Mitte des 4. Jahrhunderts. Gräberfunde sind dort aber nur aus dem 2./3. Jahrhundert und aus spätfränkischer Zeit (spätes 7./8. Jahrhundert) bekannt.

Gräber auch in der Innenstadt

Auch der große seit 1853 bekannte Friedhof aus der Innenstadt an der Ecke Friedrich-Wilhelm-Straße/Düsseldorfer Straße könnte bis ins 3. Jahrhundert zurückgereicht haben, wenn die dort 1867 entdeckte große und mit Leichenbrand gefüllte Trierer Terra-sigillata-Schüssel vom gleichen Gräberfeld stammt. Die übrigen erhaltenen Funde vom gleichen Platz gehören in die Zeit des 6. bis 8. Jahrhunderts, wenn auch ein Beginn bereits in der zweiten Hälfte des 5. Jahrhunderts nicht auszuschließen ist. Dieser Friedhof könnte rund 1000 Bestattungen umfasst haben. Eine größere Anzahl von Bestattungen ist auch aus Friedhöfen in Meiderich, Alsum, Walsum und Hochemmerich bekannt geworden. Die meisten Siedlungen haben sicher zu Höfen oder kleineren ländlichen Siedlungen gehört, aus denen später die heutigen Ortsteile entstanden.

Namen wie Walsum, Alsum, Huckingen, Ehingen und Mündelheim sind sicher fränkischen Ursprungs. Nur Alt-Duisburg, zu dem der Friedhof an der Friedrich-Wilhelm-Straße/ Ecke Düsseldorfer Straße gehören dürfte, hat sich kontinuierlich zu einer bedeutenden Stadt entwickelt. Bis vor kurzem waren Siedlungsfunde der fränkischen Zeit eine große Rarität. Einzelne Scherben aus dem Duisburger Süden, vom Duisburger Burgplatz und aus Duisburg-Beeck unterstreichen höchstens das Mißverhältnis zwischen Gräbern und Siedlungen.

Erst systematische Beobachtungen und Untersuchungen in der Duisburger Altstadt haben in den letzten Jahren, sieht man einmal von wenigen neuen Funden aus Duisburg-Huckingen ab, dieses Bild verändert. Die Besiedlung der Duisburger Altstadt hat sogar nach ersten Funden und den Ergebnissen paläöbotanischer Untersuchungen mindestens bis in die römische Kaiserzeit zurückgereicht.

Franken
Abb. 13 Fränkische Gräberfelder im Stadtgebiet Duisburgs. 1 Emmerich, 2 Bergheim, 3 Friemersheim, 4 Oestrum-Burgfeld, 5 Oestrum-Pickert, 6 Serm-Holtumer Höfe, 7 Ehingen, 8 Huckingen, 9 Duissern, 10 Duisburg-Kantpark, 11 Meiderich, 12, 13 Beeck, 14 Alsum, 15 Walsum.

Literaturverzeichnis:

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